Ein bisher einmaliger Vorgang in der Bergisch Gladbacher Stadtgeschichte fand vor einigen Tagen im Rathaus statt: Bürger, die sich im Freundeskreis Gartensiedlung Gronauer Wald (FGGW) ehrenamtlich für den Erhalt der über 100 Jahre alten Siedlung einsetzen, sammelten in Zusammenarbeit mit dem Bergischen Geschichtsverein Spenden, um den städtischen Eigenanteil eines die Siedlung betreffenden Regionale 2010 Projekts aufzubringen und dieses Projekt damit auch in Zeiten des Bergisch Gladbacher Nothaushalts zu realisieren.
Insgesamt 4.100,- EUR wurden als Eigenanteil benötigt – und nun von den Bürgern aufgebracht – um eine Bestandsaufnahme der erhaltenswürdigen Bausubstanz und des Grüns der Gartensiedlung sowie ein Gestaltungshandbuch mit handlungsrelevanten Empfehlungen erstellen zu lassen. Eingebettet ist das Vorhaben in das Regionale 2010 Projekt „Kultur- und Landschaftsachse Strunder Bach“.
Im Februar 2010 hatte der Bergisch Gladbacher Ausschuss für Umwelt, Klimaschutz und Verkehr beschlossen, ein spezielles Fachbüro zu beauftragen, eine Bestandsaufnahme der Gebäude, der Freiräume und des Grüns der Siedlung vorzunehmen. Bürgermeister Urbach und Stadtbaurat Schmickler sagten zudem zu, dass das externe Fachbüro auch umsetzungsorientierte Analysen und Maßnahmeempfehlungen im Sinne von Satzungen oder Handbüchern erarbeiten soll. Damit war ein wichtiges Zwischenziel für den Erhalt der Gartensiedlung Gronauer Wald und ihres speziellen Charakters erreicht. Die Auftragserteilung ließ sich wegen des fehlenden Eigenanteils der Stadt allerdings bisher nicht realisieren.
Bisher stehen in der Gronauer Waldsiedlung lediglich das Ensemble an der Eiche und einige wenige einzelne Häuser unter Denkmalschutz. Bei einem Gang durch die malerische Siedlung stellt jedoch auch der unbedarfte Spaziergänger fest, wie viele Häuser in der Tat erhaltenswürdig erscheinen. Eine Erweiterung des Denkmalschutzes um zusätzliche Objekte wird seit längerem geprüft, bisher ohne konkretes Ergebnis.
In der Gartensiedlung Gronauer Wald ist noch viel zu tun: Von den vorbildlich geschützten Siedlungen wie etwa in Leverkusen-Wiesdorf oder in Essen auf der Margaretenhöhe, wo es jeweils sogar ein eigenes Museum mit umfassender Dokumentation gibt, ist man – auch im Hinblick auf den Denkmalschutz – in Bergisch Gladbach sehr weit entfernt. Die Umsetzung eines vom Fachamt empfohlenen Denkmalsbereichs, weiterer Schutz für Einzelobjekte und ein abgestimmtes Konzept mit verbindlichen Gestaltungsregelungen, die mit den Betroffenen abgestimmt sind, gehören zu den wichtigsten Zielen des Freundeskreises für diese überregional bedeutende Siedlung. Denn dass die Gartensiedlung Gronauer Wald bereits zehn Jahre vor der allgemein als „erste Gartensiedlung Deutschlands“ titulierten Margaretenhöhe ihren Ursprung hat, diesbezüglich also sogar die Geschichte des Städtebaus in einem Detail nachhaltig umzuschreiben wäre, ist unter Bergisch Gladbacher Bürgern ebenso wie unter Fachleuten immer noch weitgehend unbekannt.