Mit Efeu überwucherte Fassaden gab es wohl schon in der Antike – aber erst im späten 19. Jahrhundert wurde die gezielte Begrünung von Hauswänden architektonisch eingeplant. Dazu wurden und werden Rankhilfen (sie haben viele Namen: Rankgitter, Spalier, Kletterhilfe) verwendet, die den Pflanzen das vertikale Wachstum erleichtern bzw. ermöglichen.
Romantisch bewachsene Bauwerke sehen nicht nur toll aus, sie bieten auch eine Reihe von wichtigen Vorteilen. So haben die Pflanzen eine temperaturausgleichende Wirkung, sie dienen also als Schutz vor Kälte im Winter und vor Hitze im Sommer. Sie binden Feinstaub, befeuchten und kühlen die Luft und sorgen damit für ein sauberes, frisches Stadtklima. Die Pflanzenwurzeln sorgen für eine gute Drainagewirkung und verhindern Staunässe am Fundament, indem sie das Erdreich auflockern. Die Pflanzen bieten Vögeln und Insekten einen Lebensraum. Sie wirken schallschluckend und das Grün ruft positive Emotionen hervor.
Auch die historischen Bauvorschriften für die Gartensiedlung sahen begrünte Fassaden vor: „… Beerenobst, einige Ziersträucher und Stauden fehlen nirgends; die Hauswände sind mit Spalierobst oder blühenden Gewächsen berankt“ (aus den Bauvorschriften von Zanders). Wie in der Gestaltungsfibel nachzulesen ist, sollten dafür nach historischem Vorbild profilierte Holzgerüste mit einem Raster von etwa 30–35cm benutzt werden – aber auch verspannte Drähte seien akzeptabel, solange die Rankhilfen die Elemente der Fassade gliedern, anstatt sie durch eigenständige Formen zu stören. Wer noch originale Baupläne von seinem Haus hat, kann sich dort Anregungen holen.
Wichtig ist die Auswahl geeigneter Pflanzen, denn nicht alle Rank- und Kletterpflanzen vertragen sich mit einem klassischen Rankgitter, wie es zur Bauzeit typisch für die Gronauer Waldsiedlung war. Tatsächlich kann eine Rankhilfe für die eine Pflanze wuchsbehindernd wirken, während sie für andere hilfreich ist. Bedenken muss man außerdem, dass beispielsweise der klassische Efeu gerne in jede Ritze hineinwächst, einige Pflanzen mit der Zeit dicke Stämme und Wurzeln bilden, die Schäden an der Fassade oder an Rohren im Erdreich hervorrufen können und die Begrünung für zusätzliches Ge-wicht an der Fassade sorgt. In diesen Gesichtspunkten sollten Sie sich fachmännisch beraten lassen. Von der Ästhetik des vielen Grüns in unserer Siedlung können Sie sich dagegen ganz leicht selbst bei einem Spaziergang überzeugen und in Gedanken schon mal überlegen, ob Sie Ihr Heim nicht auch mit einer berankten Fassade verschönern wollen.
Text: Till Erdmenger
Aus dem Infobrief 4/2017